"Ich bin mehr an Fehlern interessiert anstatt an der Perfektion."

Zu Besuch bei Henrik Eiben

Henrik Eiben im Atelier, Foto: Florian Grill

Im Sommer zeigt die Galerie mit Henrik Eiben einen Künstler, den sie schon lange vertritt. Dafür entstehen neue eindrucksvolle Wandobjekte. Wir trafen Henrik Eiben während der Vorbereitung zur Ausstellung in seinem Hamburger Atelier.


Henrik Eiben: Kunst zwischen Tradition und Innovation im Hamburger Atelier

Das Atelier befindet sich im Hamburger Gewerbeviertel am ehemaligen Areal der Firma Palmolive, heute ein Konglomerat aus allen möglichen Werkstätten und Firmen. „Hier kommt die gesamte Welt zusammen“, so Henrik Eiben, vom Kaffeeröster aus Italien bis zum Textilkaufmann aus Indien. An den Atelierwänden hängen bereits die Kartonmodelle für die Wandobjekte, an denen Eiben für die Galerieausstellung arbeitet.

Henrik Eiben, der 1975 in Toyko geboren wurde, studierte an der Academy of Visual Arts and Design in Enschede in den Niederlanden, am Maryland Institute College of Art in Baltimore und diplomierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Silvia Bächli, eine  der großen Zeichnerinnen ihrer Generation: vielfältige Eindrücke, die bis heute im Werk von Henrik Eiben nachhallen. Mit seinem Œuvre, das großformatige Aquarelle, feine Collagen und Objekte umfasst, ist er längst international etabliert. Verschiedene Materialien von Holz, Glas, Metall bis zu Leder werden in kontrastreichen Farben miteinander kombiniert und ergeben Oberflächen von unterschiedlichster Haptik und Struktur.
Der anfänglich stringente Minimalismus ist einer größeren Freiheit gewichen, was sich auch in den neuen Wandobjekten manifestiert.

Ich habe festgestellt, dass ich immer mehr an den sogenannten Fehlern interessiert bin anstatt an der Perfektion, und gestehe mir auch zu, mit Werkstoffen zu arbeiten, die sich mit der Zeit verändern und altern.

Henrik Eiben

 

Henrik Eiben, Atelierbesuch in Hamburg im Mai 2024 © PARNASS

Henrik Eiben, Atelierbesuch in Hamburg im Mai 2024 © PARNASS

Was allerdings auch voraussetzt, dass man, wie Eiben, sich bereits eine große Sicherheit im Strich erarbeitet hat und auch eine Kenntnis über die Beschaffenheit des Materials. Beides zeichnet die Werke des Künstlers aus, ebenso wie der Mut ins Unbekannte zu springen und nicht an Wegen festzuhalten, die zwar wirtschaftlichen Erfolg bringen, aber nicht dem eigenen Kunstwollen entsprechen. Seine Werke erzählen stets von den Zwischenräumen, jenseits des rational Erfahrbaren.

Eibens künstlerische Praxis ist ein ineinandergreifender Prozess, ein Versuch Genregrenzen zu überwinden. Zeichnung, Großformatiges und Objekte entstehen gleichberechtig im selben Raum und beeinflussen sich gegenseitig. Seine Objekte entsprechen durchaus auch den Parametern der Malerei, allerdings bereichert um einen wesentlichen Faktor – die Dreidimensionalität und die Möglichkeit den Negativraum als Teil der Arbeit einzubeziehen. Die Objekte bestehen aus verschiedenen Flächen, hartes Holz überlagert sich mit Teilen aus weichem Schaumgummi, die bemalt oder mit Stoff bespannt sind.

Henrik Eiben, Atelierbesuch in Hamburg im Mai 2024 © PARNASS

Henrik Eiben, Atelierbesuch in Hamburg im Mai 2024 © PARNASS

So sind die Arbeiten vom Material ebenso geprägt wie vom Faktor Zeit, dem der Künstler mehr Beachtung schenken möchten. Es gilt, dem Arbeitsprozess Zeit zu geben, aber auch die fertigen Werke nicht sofort aus dem Atelier zu entlassen. Denn sie bestimmen und inspirieren auch den kommenden Weg und implizieren neue Fragestellung, formal wie inhaltlich.

Musik als Inspiration

Die Titel seiner Werke beziehen sich oft auf Musik, die Eiben während des Arbeitens hört, und ermöglichen einen Einstieg in seine Werke. Doch sind sie nur eine Anregung, denn, so Eiben, Kunstwerke haben stets mehrere Bedeutungsebenen und sollen auch nicht bis ins letzte Detail erklärt werden, sondern Denkräume eröffnen und sich stets noch ein kleines Geheimnis bewahren.

Henrik Eiben, The Smile at the Foot of the Ladder, 2020, Galerie Nikolaus Ruzicska, Foto: Florian Grill

Henrik Eiben, The Smile at the Foot of the Ladder, 2020, Galerie Nikolaus Ruzicska, Foto: Florian Grill

Denn wenn man sie mit Worte komplett beschreiben könnte, dann bräuchte man sie gar nicht machen.

Henrik Eiben
Henrik Eiben, Haven, 2024, Stoff, Samt, Leder, Holz, Tinte, 183 x 145 x 10,5 cm © Henrik Eiben / Galerie Nikolaus Ruzicska, Foto: Florian Grill

Henrik Eiben, Haven, 2024, Stoff, Samt, Leder, Holz, Tinte, 183 x 145 x 10,5 cm © Henrik Eiben / Galerie Nikolaus Ruzicska, Foto: Florian Grill

Henrik Eiben, Big Black Hop, Foto: Florian Grill

Henrik Eiben, Big Black Hop, Foto: Florian Grill

Henrik Eiben im Atelier, Foto: Florian Grill

Henrik Eiben im Atelier, Foto: Florian Grill

Galerie Nikolaus Ruzicska

Faistauergasse 12, 5020 Salzburg
Österreich

Henrik Eiben
The Laughing Heart

bis 31. August 2024

ARTIST TALK
Samstag, 3. August 2024 um 11:30 Uhr.


Dieser Text wurde gekürzt. Den ganzen Beitrag lesen Sie in unserer Sommerausgabe.

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