Papier im Fokus

PAPER POSITIONS BERLIN 2024

Jarmuschek + partner, paper positions, Berlin, 2024, Foto: Natalia Carstens Photography

Die paper positions berlin punktet erneut mit ihrem Fokus auf Papier und Papier Arbeiten. Eine feine Boutiquemesse mit einem charmanten Schwerpunkt  und hoher Qualität, die im November auch nach Wien kommt und damit eine interessante Spezialmesse etablieren wird. Im Reigen der vielen Messen in Wien eine sehr erfreuliche Bereicherung, sowohl hinsichtlich der Sparte aus auch in Bezug auf die beiden Messebetreiber, Heinrich Carstens und Kristian Jarmuschek.


An der achten Ausgabe der paper positions berlin im Gebäude der Deutsche Telekom Hauptstadtrepräsentanz nahmen insgesamt 60 Galerien aus 11 Ländern teil und hat sich damit gegenüber dem Vorjahr nochmals vergrößert. Sie fand Ende April parallel zum Gallery Weekend in Berlin statt. Der Standbau und die besondere Architektur der offenen Halle des zentral in Berlin-Mitte gelegenen Telekom-Hauses in der Nähe des Gendarmenmarkts eignet sich ideal für die feinen Werke aus Papier. Die beiden Messebetreiber Heinrich Carstens und Kristian Jarmuschek zeigten sich auch dieses Jahr mit der Besucherzahl zufrieden. Mit dem Format „Behind de Scences“ bereits am Vorabend der Preview und Vernissage wurde zudem von Carstens und Jarmuschek ein Format geschaffen, das zum Netzwerken unter den Galerien und Sammlern einlud und insgesamt eine familiäre Atmosphäre schuf. Auch über die Verkäufe war man zufrieden. Bereits während der VIP-Preview freuten sich zahlreiche Galerist:innen über Verkäufe an private Sammlungen und internationale Institutionen. Das Interesse für Papierarbeiten ist im Kommen, das zeigten auch die Besucher:innenzahlen und das große Interesse bereits am Eröffnungstag. „Der Donnerstag war so gut besucht war wie noch nie zuvor!“ freute sich die Messeleitung.

Zu sehen waren eine Vielzahl an unterschiedlichen und zum Großteil sehenswerten Positionen aus dem Feld zeitgenössischer und moderner Kunst mit dem Fokus auf Zeichnung und Papier als Werkstoff mit all seinen spezifische Besonderheiten. Eine interessanten Dialog boten SCHWARZ CONTEMPORARY und Thole Rotermund Kunsthandel, die sich einen Stand teilten und eine sehr stimmige Gegenüberstellung von Zeichnungen von Lyonel Feininger mit Henrik Eiben zeigten. Der in Hamburg lebende Künstler reagierte auf die Werke von Feininger mit neuen Aquarellen und Collagen. Für diese Dialogausstellung wurden folgerichtig die beiden Galerien mit dem dem LEUE & NILL Award für den besten Stand ausgezeichnet.

Die interessante Gegenüberstellung von Werken Lyonel Feiningers mit neuen Arbeiten von Henrik Eiben wurde mit dem Leue & Nill Award ausgezeichnet

Silvie Aigner

 

Schwarz Contemporary, Thole Rotermund Kunsthandel, Lyonel Feininger und Henrik Eiben, paper positions, 2024, Leue & Nill Award für den besten Stand, Foto: Natalie Carstens Photography

Schwarz Contemporary, Thole Rotermund Kunsthandel, Lyonel Feininger und Henrik Eiben, paper positions, 2024, Leue & Nill Award für den besten Stand, Foto: Natalie Carstens Photography 

PARNASS in der Jury des PAPER ART AWARDS

Auf der paper positions berlin werden jährlich drei Preise verliehen. PARNASS durfte dieses Jahr wieder Teil der Jury für den vom Haus des Papiers  und Hahnemühle vergebenen Paper Art Award sein. Die Auswahl war dieses Jahr nicht leicht und steht exemplarisch für die hohe Qualität der diesjährigen Positionen. Gold ging an die eindrucksvolle Arbeit von Asareh Akasheh. Die 1984 im Iran geborene Künstlerin wurde in einem Solostand der Sammlung und Residency Olivier von Schulthess präsentiert. In ihren Arbeiten auf handgeschöpften Papier begreift sie das Material selbst auch als Haut und bearbeitet das Papier mit einer speziellen Tinte und überformt damit auch ihren Körper der sich eindrucksvoll in den sich überlagernden Schichten abbildet. Sinnlich, abstrakt und lyrisch wird das Papier in der besonderen Oberflächenstruktur buchstäblich haptisch greifbar. Darüber hinaus überzeugte die Jury auch die inhaltliche Seite ihrer Werke, in denen sich die Lebenserfahrungen der Künstlerin widerspiegeln.

Die Preise in Silber und Bronze wurden gesplittet und gingen an Leonie Mertes (*1967) deren subtilen Papierarbeiten von der Frankfurter Galerie Heike Strelow präsentiert wurden. Das Papier ist bei Mertes nicht nur Untergrund der linearen Zeichnung sondern wird zum „Handlungsort“, in dem sie mit feinen Schnitten in die Oberfläche eingreift und mit der Materialität des Papiers arbeite und die Linie so in die Dreidimensionalität erweitert. Weitere Preisträger:innen waren Noriko Ambe (*1967) aus Japan  bei der Berliner Galerie aoa; 87. Die Hamburger Mikiko Sato Gallery konnte sich mit den beiden japanischen Künstlern Rikuo Ueda (*1950) und Hiroyuki Abe (*1984) gleich über zwei Preise freuen.

Der Paper Art Award in Gold ging an die iranische Künstlerin Asareh Akasheh. präsentiert von der Sammlung und Residency Olivier von Schulthes.

Silvie Aigner

 

Asareh Akasheh, Sammlung Olivier von Schulthess, paper positions, Berlin 2024, Paper Art Award in Gold, Foto: Clara Wenzel Theller

Asareh Akasheh, Sammlung Olivier von Schulthess, paper positions, Berlin, 2024, Paper Art Award in Gold, Foto: Clara Wenzel-Theiler

paper positions 2024, Paper Art Award, 2024, Foto: Clara Wenzel-Theiler

paper positions 2024, Paper Art Award, 2024, Foto: Clara Wenzel-Theiler

Rikuo Ueda, Mikiko Sato Gallery, paper positions, Berlin 2024, Paper Art Award in Silber, Foto: Clara Wenzel-Theiler

Rikuo Ueda, Mikiko Sato Gallery, paper positions, Berlin 2024, Paper Art Award in Silber, Foto: Clara Wenzel-Theiler

Rikuo Ueda, Mikiko Sato Gallery, paper positions, Berlin 2024, Paper Art Award in Silber, Foto: Clara Wenzel-Theiler

Rikuo Ueda, Mikiko Sato Gallery, paper positions, Berlin 2024, Paper Art Award in Silber, Foto: Clara Wenzel-Theile

Leonie Mertens, Galerie Heike Strelow, paper positions Berlin, 2024, Paper Art Award in Silber, Foto: Clara Wenzel-Theiler

Leonie Mertens, Galerie Heike Strelow, paper positions Berlin, 2024, Paper Art Award in Silber, Foto: Clara Wenzel-Theiler

Hiroyuki Abe, Mikiko Sato Gallery, paper positions, Berlin, 2024, Paper Art Award in Bronze, Foto: Clara Wenzel-Theiler

Hiroyuki Abe, Mikiko Sato Gallery, paper positions, Berlin, 2024, Paper Art Award in Bronze, Foto: Clara Wenzel-Theiler

Asareh Akasheh, Sammlung Olivier von Schulthess, paper positions, Berlin 2024, Paper Art Award in Gold, Foto: Clara Wenzel Theller

Asareh Akasheh, Sammlung Olivier von Schulthess, paper positions, Berlin, 2024, Paper Art Award in Gold, Foto: Clara Wenzel-Theiler

Asareh Akasheh, Sammlung Olivier von Schulthess, paper positions, Berlin, Paper Art Award in Gold, Foto: Clara Wenzel Theller

Asareh Akasheh, Sammlung Olivier von Schulthess, paper positions, Berlin, Paper Art Award in Gold, Foto: Clara Wenzel Theller

Waren im Vorjahr aus Österreich noch die Galerist:innen Rudolf Leeb, der Lavinia Lanner präsentierte, und Agnes Reinthaler mit Werken von Regina Hügli und Ulrike Königshofer auf der Messe präsent, so fehlten die österreichischen Galerien diesmal zur Gänze. Das ist schade, denn gerade im Feld Papier und vor allem auch Papierobjekte verfügen diese über interessante Portfolios – und im Bereich Papierskulptur ist bei der Messe nach wie vor Luft nach oben – das kann nicht der Fragilität des Mediums geschuldet sein. Darüber konnten auch nicht die wenigen Papierobjekte hinwegtäuschen die auf der Messe zu sehen waren, die wenig überzeugten. Allerdings gab es feine und sehr subtile Werke, die das Material Papier in den Fokus stellten und dieses in Form von Wandobjekten in die Dreidimensionalität ausweiteten. Neben den bereits im Rahmen des Paper Art Awards ausgezeichneten Positionen waren dies, die deutschen Künstlerinnen, Gabriele Basch (*1963), eine der Pionierinnen des Cut-outs und Gesa Lange (*1972), beide bei Galerie Carolyn Heinz aus Hamburg. Galerie Inga Kondeyne zeigte leider nur eine Arbeit von Hanns Schimansky (*1949). Ein beständiger Zeichner, der die Linie in den Mittelpunkt stellt und das Papier mittels Faltung auf interessante Weise in den Raum entwickelt. Hier einmal eine größere Installation im Kontext einer Messe zu sehen, hätte durchaus gefreut.

Aufgefallen ist die iranische Künstlerin Afshan Daneshvar (*1972), die von der O Gallery aus Teheran gezeigt wurde und sich über den paper positions award der Agentur Kaiserwetter freuen konnte. Mit Wandobjekten war auch Isabella Borges (*1966) aus Brasilien, bei Galerie Rupert Pfab vertreten, wobei es hier kunsthistorisch durchaus ein paar gute und sehr ähnliche Vorbilder gibt. Aufgefallen einmal mehr die subtilen Werke von Astrid Busch (*1968) bei Galerie Nanna Preußners aus Hamburg oder die südafrikanische Künstlerin Judy Woodborne (*1966) bei Rk Contemporary aus Kapstadt und der schwedische Künstler Erik Berglin bei Galerie Thomassen. Galerie Tammen aus Berlin zeigte einen Solostand des Bildhauers Andreas Theurer (*1956) mit durchaus interessanten Werken. Sehr überzeugend wie immer die Meisterin des Papierschnittes Katharina Hinsberg, die im Vorjahr den paper position award von Kaiserwetter gewann und daher auch im Foyer mit einer großen Installation präsent war wie auch bei der Kölner Galerie Werner Klein. Diese zeigt zudem eine Wand mit Zeichnungen von Thomas Müller (*1959), der in diesem Jahr auch für den SPARDA Art Prize der Sparda Bank Baden-Württemberg und dem Kunstmuseum Stuttgart nominiert wurde. Besondere Erwähnung gebührt auch der Galerie Biesenbach aus Köln. Sie zeigte mit José Gomes (*1968) aus Brasilien und Hideaki Yamanobe (*1964 ) aus Japan zwei sehr unterschiedliche und sehr interessante Künstler. 

Galerie Werner Klein, paper positions, Berlin, 2024, Foto: Natalia Carstens Photography

Galerie Werner Klein, paper positions, Berlin, 2024, Foto: Natalia Carstens Photography

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