EIne Ausstellung von The Line Up im Hotel Mediterraneo in Jesolo

Natura, Naturae

Casanova Sorolla, Asfalesias, 2022, Fotografie, Pigment Print auf Papier, Ausstellungsansicht Natura, Naturae, 2024, Foto: Nicolò Miana Photography

Unter dem Titel "Natura, Naturae" präsentiert die Kunstmanagerin Maria-Anna Meßner-Haidenthaler in Zusammenarbeit mit dem Hotel Mediterraneo in Jesolo Pineta sieben zeitgenössische Kunst-Positionen. Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt in den öffentlichen Räumen des Hotels zu sehen.


Großformatige Fotografien der ältesten Bäume der Welt, Bilder aus dem Death Valley, einer feindlichen und undurchdringlichen Natur oder dokumentarische Arbeiten, in der eindrucksvolle Naturereignisse erkennbar werden, sind nur einige der Werke, die in den Innen- und Außenbereichen des Hotels zu sehen sind. Maria-Anna Meßner-Haidenthaler hat mit ihrem Ausstellungsformat „The Line Up“ nach Gruppenschauen im Kärntner Schloss Moosburg und am Wörthersee für den heurigen Sommer ein Hotel am Mittelmeer als Location gewählt, um gemeinsam mit der italienischen Kuratorin Matilde Nuzzo dem Titel "Natura, Naturae" auf den Grund zu gehen.

„Wie ein Chor einzigartiger und harmonischer Stimmen vereinen sich die sieben teilnehmenden Künstler und tauchen ein in die Erzählung der Natur. Einer Natur die stark ist jedoch ebenso zerbrechlich und verletzlich. Die Natur erweist sich als ätherisch, immateriell und introspektiv. Sie spendet Trost und ist ein Bezugspunkt in Momenten der Einsamkeit. Sie ist alles andere als eindeutig, sondern überrascht uns stets aufs Neue“, so Maria-Anna Meßner-Haidenthaler über das Ausstellungskonzept. Ihre Initiative „The Line Up“ ist eine  nomadische Plattform mit der sie neue Felder der Interaktion zwischen Kunst und Publikum schaffen möchte. Pop Up Ausstellungen wie die aktuelle Schau im Hotel Mediteranneo unterstützen dabei die Sichtbarkeit der Künstler:innen und ermöglichen den Zugang zu einem breiteren Publikum. Gastgeber der Ausstellung ist das Hotel Mediterraneo, das direkt am Lido von Jesolo Pineta liegt. Ein vier Sterne Hotel eingebettet in einen Pinienhain mit Blick aufs Meer.


Ein Rundgang durch die Ausstellung

Lies Maculan, Ausstellungsansicht, Natura, Naturae, Foto: Nicolò Miana Photography

Lies Maculan, Ausstellungsansicht, Natura, Naturae, Foto: Nicolò Miana Photography

Lies Maculan: Alte Freunde - Robustheit & Trost
Maculans Serie "Alte Freunde" sind ein Archiv der ältesten Bäume der Welt. Bäume die dem Strom der Zeit widerstanden. Fest im Boden verankert, zeigen sie all ihre Stärke und Robustheit, während sie den Wechsel der Jahreszeiten, das Wetter, den Wandel der Zeiten und die Abfolge von Krieg und Frieden trotzen. Lies Maculan fängt in ihren prägnanten Schwarz-Weißen Bildern die Essenz dieser Naturdenkmäler ein – die neben ihrer formalen Schönheit für die Lebensqualität per se von entscheidender Bedeutung sind. Sie machen die Orte, an denen sie seit Jahrhunderten oder Jahrzehnten stehen, gesünder und lebenswerter und tragen damit entscheidend zu unserem Klima bei. So hat die Serie "Alte Freunde" von Lies Maculan eine mehrfache Bedeutung: sie erzählt von der Geschichte und Schönheit der jahrhundertealten Bäume, von ihrer ökologischen Bedeutung und auch von ihrem emotionalen Wert für den Menschen. Lies Maculan wurde 1977 in Wien geboren. Nach ihrem Studium an der Webster University in Genf und Los Angeles arbeitete sie als freiberufliche Grafikdesignerin und Fotoassistentin für Pedro Kramreiter. Sie diplomierte in der Folge an der London School of Journalism ud arbeitete sie als Fotografin in Marokko und China. Aktuell lebt Lies Maculan in Dubai. 

Lies Maculan, Lebanon Cedar, Germany, 2019, Fotoprint auf Aluminium, Ausstellungsansicht Natura, Naturae, Foto: Nicolò Miana Photography

Lies Maculan, Lebanon Cedar, Germany, 2019, Aus der Serie, Old Friends, Fotoprint auf Aluminium, Ausstellungsansicht Natura, Naturae, Foto: Nicolò Miana Photography

Vittoria Gerardi: Introspektion & Unfassbarkeit
Die Bilder der Serie "Confine" entstanden im Death Valley, einer feindlichen und undurchdringlichen Natur, mitten in der Mojave-Wüste der USA. Die Erfahrung der Wüste, bedeutete für die Künstlerin auch eine Konfrontation mit den Grenzen von Körper und Geist. In ihren Bildern versucht sie die Linie des Horizonts daher weiter zu denken – als introspektive Grenze persönlicher Möglichkeiten und übersetzt die eindrucksvolle Landschaft des Death Valley, mit seinen krassen Gegensätzen von Licht und Schatten und prägnanten Gesteinsformationen zu fotografischen Fragmenten. Der Kern ihrer fotografischen Praxis ist die Latenz – mit der sie versucht die immanente Sprache der Fotografie zu erkunden. Das Verborgene, das zunächst jedem Abzug innewohnt bevor das Bild – ob analog oder digital – sichtbar wird. Vittoria Girardi wurde 1996 in Venedig geboren und studierte in New York und London. Sie lebt heute zwischen Paris und Padua. 2021 zeigte das Museum Marta Herford eine Ausstellung mit einer Auswahl von Werken Girardis aus ihren ersten beiden Werkserien.

Vittoria Gerardi, Ausstellungsansicht Natura, Naturae, Foto: Nicolò Miana Photography

Vittoria Gerardi, Ausstellungsansicht Natura, Naturae, Foto: Nicolò Miana Photography

Luis Casanova Sorolla: As Falesias - Überraschung & Sorgfalt
Sorollas Bilder zeigen eine Landschaft Brasiliens, an der sich Zeit, Materie und Raum verbinden. Hoch über den Meer türmen sich Felswände auf, entstanden aus den Schichten mineralischem Pigments. Sie formten eine abstrakte Leinwand aus orange-, rot-, gelben und erdfarbenem Gestein. In seinen Bildern hält Sorolla die Schönheit dieses einzigartigen Ortes, fest – und verweist zugleich auch auf seine Bedrohung durch den menschlichen Einfluss. Ein Appell an unsere Verantwortung die Natur zu bewahren. Denn allzu oft beschränkt sich der Mensch nicht darauf, das natürliche Wunder der Natur als Geschenk für die Augen und die Seele zu begrüßen, sondern möchte diese besitzen. Luis Casanova Sorolla wurde 1984 in Lima, Peru, geboren. Im Jahr 2000 zog er nach Wien, wo er die Akademie der bildenden Künste besuchte. Zwischen 2006 und 2014 lebte und arbeitete er in London, Argentinien und Brasilien und lebt derzeit zwischen Wien und Bahia, Brasilien. Seine Werke befinden sich in internationalen, öffentlichen und privaten Sammlungen. Aktuell arbeitet Luis Casanova Sorolla als Artist in Residence in der John Chamberlain Residency in den Hamptons in New York.

Luis Casanova Sorolla, Asfalesias, 2022, Fotografie, Pigment Print auf Papier, Foto: Nicolò Miana Photography

Luis Casanova Sorolla, Asfalesias, 2022, Fotografie, Pigment Print auf Papier, Ausstellungsansicht Natura, Naturae, 2024, Foto: Nicolò Miana Photography

Paolo Corona: Li Foli- Zerbrechlichkeit & Transformation
Verschiedene Materialien offenbaren die Verletzlichkeit der Natur und warnen vor der Arroganz der Menschen, die in ihrer vermeintlichen Überlegenheit über die Natur leichtfertig ihr Überleben aufs Spiel setzen, anstatt ihren Lebensraum zu bewahren und zu respektieren. Paolo Corona spricht dieses Thema in seinen Skulpturen unmissverständlich an, in dem er diese aus zurückgelassene Gegenständen, Müllstücken, Plastik formt, die er an den Stränden seiner Heimat Sardinien sammelt. Der zurückgelassene Sperrmüll erhält so eine neuen Präsenz. Formal  wird seine künstlerische Praxis von der durch das Meer und Wind geformten und geprägten Landschaft seiner Heimat beeinflusst. Ursprünglich aus Sardinien, einem Ort, den er zärtlich "meine Insel" nennt, kommend, studierte er Modedesign und näherte sich 2020 der Kunst, wobei er bereits mit seiner ersten Werkserie Erfolg hatte. Seit 2020 wurden die Werke von Paolo Corona in privaten Ausstellungen und Institutionen gezeigt. Im Jahr 2023 wurde er in die LVMH-Kollektion von Louis Vuitton aufgenommen.

Paolo Corona, Luciaccaru, 2022. Mixed Media, Ausstellungsansicht Natura, Naturae, 2024, Foto: Nicolò Miana Photography

Paolo Corona, Luciaccaru, 2022. Mixed Media, Ausstellungsansicht Natura, Naturae, 2024, Foto: Nicolò Miana Photography

Linda Berger: For the heart of the sun - Freiheit & Seele
Die Werke von Linda Berger erscheinen wie unbestimmte Landschaften. Die Linien, erscheinen schnell und zügig gesetzt, sind jedoch gleichzeitig zart. Sie umformen Farbfelder, verdichten sich zu Farbnuancen und führen das Auge des Betrachters sowohl über die Leinwand hinweg, als auch tief in den Raum des Bildes hinein. Linda Berger versteht es große Formate zu bewältigen und das mittels einer Vielzahl von kleinen Linien. "Ausgehend von der kleinsten graphischen Geste — einem simplen Strich — entwirft die in Wien lebende Künstlerin eindrucksvolle Welten. Gleich einer bunten Häufung von Individuen variieren sie in Stärke nd Richtung, überlagern und verbünden sich zu Ballungen, zu formgebenden Zentren. In der Kombination des Einzelnen, konstruieren sie sich so zu einem großen Ganzen. ", schrieb Niklas Koschel über die Künstlerin anlässlich ihrer Ausstellung Heartand in der Elektrohalle Rhomberg. Linda Bergers Bilder erzählen von einer Natur, die vor Vitalität und Leuchtkraft strotzt. Ein scheinbares Chaos, beherrscht von einem inhärenten Kosmos, der nichts anderes als Natur, Naturae, ist. 

Linda Berger, Heartland, 2022 (li.), Casanova Sorolla, As Falesias, 2022 (re.) Ausstellungsansicht Natura, Naturae, 2024, Foto: Nicolò Miana Photography

Linda Berger, Heartland, 2022 (li.), Casanova Sorolla, As Falesias, 2022 (re.) Ausstellungsansicht Natura, Naturae, 2024, Foto: Nicolò Miana Photography

 

Assunta Waldburg: Hohenlychen –Stärke & Widerstandsfähigkeit
Das Sanatorium Hohenlychen in Deutschland wurde 1902 als Pflegeeinrichtung für Tuberkulosepatienten errichtet. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Heilanstalten als Lazarett genutzt. In der Folge erlangte Hohenlychen weltweite Bedeutung, vor allem hinsichtlich besonderer Erfolge in der orthopädischen und chirurgischen Behandlung der Knochen- und Gelenktuberkulose. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde die Heilanstalten zum Reichssportsanatorium und galt als beliebter Aufenthaltsort der Nazi-Funktionäre, und wurde weiter ausgebaut. Auch die Stadt selbst profitierte vom Erfolg des Sanatoriums, das jedoch auch verstärkt zum Ort für medizinische Experimente an Kriegsgefangenen wurde. Waldburg hält in ihren Werken fest wie die Natur, in ihrer ganzen unbezwingbaren Kraft und Unverwüstlichkeit, die Gebäude der Heilanstalten wieder in Besitz nimmt. Viele der Gebäude stehen leer, sind baufällig oder werden zum Teil auch als Wohnhäuser genützt. Mit ihren Aufnahmen dokumentiert Assunta Waldburg nicht allein den Zustand des Verfalls eines verlassenen Ortes, sondern auch Kraft der Natur einen Ort wieder zu heilen und ihm eine neue Bedeutung zu geben. 2005 wurden einige Gebäude durch den Freiberger Bauingenieur Michael Neumann gekauft und saniert. Mittlerweile entstanden auf dem Areal unter anderem barrierefreie Mietwohnungen.

Die gebürtige Stuttgarterin Waldburg wuchs in Berlin auf und studierte Bildenden Kunst und Fotografie in Paris. Durch ihr Interesse an der Malerei, versucht sie in der Fotografie auch malerische Effekte durch Licht und die Verwendung von analogen und digitalen Techniken zu erreichen.  

Waldburg hält in ihren Werken fest wie die Natur, in ihrer ganzen unbezwingbaren Kraft und Unverwüstlichkeit, die Gebäude der Heilanstalten wieder in Besitz nimmt.

Clarissa Mayer-Heinisch

Nicoleta Auersperg: Mäander – Polyhedral & Metapher
Der Begriff Mäander hat eine dreifache Bedeutung: er bezeichnet einen türkischen Fluss sowie einen gewundenen Flusslauf per se und ist zu einer Metapher geworden, für besonders unruhige Wege, sowohl physisch als auch im emotionalen Sinne. Und Mäander ist  auch der Fachbegriff für gewebte dekorative Motive, die typisch für die griechische Epoche sind. Sie dokumentieren wie der Mensch sich seit der Antike immer von Elementen der Natur inspirieren ließ, und versucht hat die Motive der Natur visuell umzusetzen. Niocleta Auersperg hat das Bild des Flusses digital nachbearbeitet und manuell im Siebdruckverfahren reproduziert, wobei sie die Vielschichtigkeit des Mäanders, der hier in analoger und digitaler Form wiedergegeben wird, überarbeitet hat. Sie spielt dabei nicht nur mit der ambivalenten Ungewissheit,  die das Reale vom Imaginären trennt, sondern auch mit dem Genre der Landschaftsmalerei und der gängigen Vorstellung von der Natur als Ort der Sehnsucht per se. Nicoleta Auersperg wurde 1991 in Buenos Aires geboren und arbeitet zwischen Wien und Berlin. Sie studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und in der Abteilung für Glas an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. 

Nicoleta Auersperg, Mäander, 2020, Siebdruck auf Bristol Papier, Ausstellungsansicht Natura, Naturae, 2024, Foto: Nicolò Miana Photography

Nicoleta Auersperg, Mäander, 2020, Siebdruck auf Bristol Papier, Ausstellungsansicht Natura, Naturae, 2024, Foto: Nicolò Miana Photography

Natura, Naturae
bis 31. August 2024
Hotel Mediterraneo
Viale Oriente, 106, 30016 Lido di Jesolo

www.thelineup.at