BEYOND EXISTENCE

GALERIE MICHAEL BELLA

Seit März dieses Jahres läuft in der Galerie Michael Bella der Ausstellungsreigen „Beyond Existence“ konzipiert Michael Bella und Anne Avramut. In acht Duo-Ausstellungen wird die Essenz von Hannah Arendts bahnbrechendem Werk „Vita activa oder Vom tätigen Leben" in neuen Galerieräumen im ersten Wiener Gemeindebezirk noch bis 2025 behandelt. Tragischerweise hat Galerist Michael Bella nur die erste Schau erleben dürfen, nun übernimmt Kuratorin Anne Avramut die Agenden der Galerie.


 

 

Die Conditio humana bildet den inhaltlichen Dreh- und Angelpunkt der laufenden Ausstellungsreihe „Jenseits des Daseins: Conditio humana und das Streben nach sinnvollem Handeln“. Mit ihr eröffnete Michael Bella, der bereits über zehn Jahre mit der Bellart Galerie und der Galerie Michael Bella in Wien aktiv war, im Frühling dieses Jahres neurenovierte Galerieräume in einem stilvollen Altbau im Wiener Zentrum unweit der Börse.

Am 1. Mai 2024 verstarb der Galerist völlig unerwartet mit nur 47 Jahren. Seine Familie und die Kuratorin Anne Avramut beschlossen jedoch, seine Leidenschaft für Kunst zu ehren und setzen die Galeriearbeit in memoriam fort.

Ausstellungsansichten, Galerie Michael Bella, 2024, Within and Beyond © Linda Berger

Das Zusammenführen gegensätzlicher und doch miteinander korrespondierender Positionen ist eine Gemeinsamkeit der Duo-Ausstellungen in der Galerie Michael Bella. So zeigte Avramut bereits Gegenüberstellungen von Emma Hartvig und Bára Prášilová sowie von Teresa Grandits und Rastislav Podhorsky und Edelgard Gerngross und Linda Berger – Künstler, die jeweils selbstbewusst eine eigenständige künstlerische Praxis verfolgen, durch die Ausstellungen jedoch in einen harmonischen Dialog gesetzt werden.

Die Überlegungen der Philosophin und Publizistin Hannah Arendt in ihrem Hauptwerk „Vita activa“ schaffen dabei eine inhaltliche Klammer. War dies in der ersten Schau die politische Dimension des Frauseins, stand in der Folgeausstellung das dynamische Wechselspiel zwischen Selbstreflexion und politischem Handeln im Fokus.

Ausstellungsansichten „Reflecting action, shaping self - echoes of the vita activa“ Teresa Grandits und Ratislav Podhornsky © Galerie Michael Bella

 

Im Sommer visualisierten die feingliedrigen Arbeiten von Edelgard Gerngross und Linda Berger, zum einen haarfein gehäkelt aus Draht und zum anderen monatelang Strich für Strich erzeichnet, den Themenkomplex „Inneres und Äußeres – Handlungslandschaften der vita activa“.

Die vita activa steht bei Arendt im stetigen Wechselschritt mit der vita contemplativa. Zwischen diesen beiden Polen changieren auch die Ausstellungen. So sind im Winter und Frühling Auseinandersetzungen mit Schmerz und Trauma (VI. Kapitel), der immanenten Voraussetzungen des Miteinanderseins wie Sprache und Schrift (VII. Kapitel), und zuletzt eine Auseinandersetzung mit einer mehr und mehr von Technik bestimmten Gegenwart und Zukunft (VIII. Kapitel) geplant.

Ausstellungsansichten, Galerie Michael Bella, 2024, Within and Beyond © Linda Berger

 

Es werden unter anderem Arbeiten von Anouk Lamm Anouk, Paulina Aumayr, Julia Belova, Zenita Komad, Hubert Schmalix und Nives Widauer zu sehen sein. Von den alltäglichen Routinen bis hin zu gewaltigen Narrativen von Geschichte und Politik bieten die Ausstellungen eine facettenreiche Erkundung des menschlichen Einsatzes in seiner gesamten – aktiven wie kontemplativen – Komplexität. „Das Konzept von ‚Beyond Existence‘ zielt darauf ab, einen Beitrag zu laufenden Gesprächen über die Natur des menschlichen Daseins, über Handlungsfähigkeit und kollektive Verantwortung in der heutigen Welt zu leisten“, erklärt Anne Avramut.

Im September 2024 eröffnet mit Luise Deininger "Beneath the surface – mapping the scars of colonial power" eine Ausstellung, die außerhalb der geplanten Reihe läuft. "Beneath the surface" soll die anhaltenden Wirkungen der kolonialen Macht auf die zeitgenössische afrikanische Identität, Kultur und das kollektive Gedächtnis erforschen. Deininger adressiert in ihren neuen Arbeiten die tief verwurzelten Narben, die die sozialen, politischen und kulturuellen Landschaften postkolonialer Gesellschaften weiterhin prägen.

Louise Deininger vor der Arbeit Negatives, 2024, pigmentierter Elefanten-Dung mit Acryl, Kangatextilen, Kaurimuscheln, Baumrinde, Masken, Häkelarbeit, 195 x 195 cm, Foto: Barbara Herbst

Galerie Michael Bella

Maria-Theresien-Straße 30 / 3. EG / 14, 1010 Wien
Österreich

 

BEYOND EXISTENCE (März 2024 - 2025)

 

Aktuell zu sehen:

Louise Deininger - Beneath the Surface: Mapping the Scars of Colonial Power

10. September - 18. Oktober 2024

galeriemichaelbella.com