Kunst- und Kulturmetropole

Hotspot Düsseldorf?

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K20, Foto: Sebastian Drueen

Mehr Licht! Düsseldorf tritt als Metropole selbstbewusst aus dem langen Schatten Kölns und kämpft um verstärkte Aufmerksamkeit internationaler Kunst- und Kulturnomaden.


Im Schatten Kölns

„Uns fehlt der Dom!“ Fast könnte man Mitleid mit Verantwortlichen der Düsseldorfer Stadtregierung haben. Sie wiederholen den Satz immer wieder mit einer gewissen Portion Ratlosigkeit. Oder ist’s doch nur ein Running Gag gegenüber Besuchern der Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen? Wie auch immer: Die Aussage trifft einen wahren Kern. Die Stadt mit ihren 620.000 Einwohnern „kiefelt“ daran, kein imposantes Bauwerk wie den Kölner Dom im Repertoire zu haben.

Der Kölner Dom minimiert den Touristenzuspruch in Düsseldorf? Der Dom ist Weltkulturerbe und als solches überall verzeichnet. Dieser Eintrag hat bei internationalen Besuchern, die innerhalb weniger Tage durch Deutschland reisen, eine unverrückbare Priorität.
Düsseldorf kann auf kein solches Erbe verweisen, obwohl die Stadt eine lange Tradition als Kunststadt hat. 

Ehrenhof, © Düsseldorf Tourismus

Ehrenhof, © Düsseldorf Tourismus

Bereits am Anfang des 18. Jahrhunderts erstand Kurfürst Johann Wilhelm zu Pfalz-Neuburg mit seiner Frau Anna Maria de Medici eine umfangreiche Gemäldesammlung, die in der Gemäldegalerie Düsseldorf (erbaut zwischen 1709 bis 1714) präsentiert wurde. Die Galerie war einer der ersten Museumsbauten der Welt. Zum Weltkulturerbe hat sie es nicht gebracht. Aber lassen wir die Vergangenheit ruhen: Düsseldorf gilt bis heute als Geheimtipp. Und süffisante Zungen behaupten gar, dass es die einzige Stadt in Mitteldeutschland sei, in der man/frau aufgrund des Kulturangebots mehr als drei Tage verbringen kann, ohne sich zu langweilen.

Das Angebot klingt jedenfalls verlockend: Düsseldorf ist eine der lebendigsten, interessantesten und bemerkenswertesten Kunstmetropolen Deutschlands. Die Tour d‘horizon beginnt mit der renommierten Kunstakademie, die 2023 ihr 250-jähriges Bestehen gefeiert hat. Die Namen der ehemaligen Studierendenwie auch der Lehrenden sind Legende: Beuys, Richter, die Bechers, Uecker, Fritsch, Peyton, Anzinger – nur um ein paar Namen fallen zu lassen. Gegenüber der Akademie, an der Tonhalle vorbei, erstreckt sich der beeindruckende, renovierte „Neue Kunstpalast“.

Einblick in die neuen Sammlungsräume Foto: © Stefan Müller

Einblick in die neuen Sammlungsräume Foto: © Stefan Müller

K20/21-Sammlungen

Die Ausstellungen der K20/21-Sammlungen, die mit einem Millionen-Euro-Ankaufsbudget ausgestattet sind, bieten weltweite Spitzenklasse. Im K20 haben die Präsentationen von Chaim Soutine (Herbst 2023) und „Female Global Modern“, die auf Künstlerinnen (unter anderem Etel Adnan, Helen Frankenthaler, Noa Eshkol oder Paula Modersohn-Becker) fokussierten Ankäufe zeigt, und die Gegenüberstellung „Träume von der Zukunft“ von Hilma af Klint und Wassily Kandinsky für Aufsehen gesorgt. Das K21 im ehemaligen Ständehaus punktete in den letzten Monaten mit Soloshows von Isaac Julien, Andrea Büttner und – aktuell – Mike Kelley.

Darüber hinaus hat die Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Susanne Gaensheimer ein neues Leitungsteam für das K20 und K21 in Düsseldorf vorgestellt. Die ehemals leitende Kuratorin am Museum Brandhorst in München Patrizia Dander übernimmt die kuratorische Abteilung von K20/K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Die Kunsthistorikerin Vivien Trommer wird sich erstmals ausschließlich den hochkarätigen Sammlungen beider Häuser widmen. Mit Kolja Reichert, der zuletzt Programmkurator mit Schwerpunkt Diskurs an der Bundeskunsthalle Bonn war, wurde einer der profiliertesten Kunst- und Kulturpublizisten leitender Kurator des K21­­­.

Hilma af Klint und Wasssily Kandinsky, Träume von der Zukunft, Installationsansicht, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2024, Foto: Achim Kukulies

Hilma af Klint und Wasssily Kandinsky, Träume von der Zukunft, Installationsansicht, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2024, Foto: Achim Kukulies

Aber es sind nicht nur die öffentlichen Institutionen, die das zeitgenössische Bild der Stadt prägen. Eine signifikante Anzahl an privaten Sammlungen, Initiativen und Ausstellungsräumen ergänzt das Kulturerleben. Wie die mannigfaltige Sammlung des Technologieunternehmens Sipgate, die elektrisierende Julia Stoschek Foundation oder die Philara Collection des Immobilienentwicklers Gil Bronner. In diesem befruchtenden Kunstbiotop etablierte sich eine junge spannende Galerienszene; gemeinsam mit originären Ausstellungsplattformen wie dem „Bilker Bunker“ oder dem großartigen „LeBureau 111“.

Mit Geheimtipps ist das immer so eine Sache: Will man das Verborgene tatsächlich teilen? Wenn ja, muss man sich darauf gefasst machen, innerhalb weniger Jahre vor Museen, Institutionen und Sammlungen in der Schlange zu stehen. Oder noch schlimmer: Man bekommt in der Privatbrauerei Füchslein oder beim Japaner Kushi-Tei keinen Platz mehr.


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Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K21, Foto: Sebastian Drueen

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K21, Foto: Sebastian Drueen

Installationsansicht „long time, lung time continuuuum!!! (a conver-something)“, Simnikiwe Buhlungu, KIT – Kunst im Tunnel 2024, Foto: Ivo Faber

Installationsansicht „long time, lung time continuuuum!!! (a conver-something)“, Simnikiwe Buhlungu, KIT – Kunst im Tunnel 2024, Foto: Ivo Faber

Einblick in die neuen Sammlungsräume Foto: © Stefan Müller

Einblick in die neuen Sammlungsräume Foto: © Stefan Müller

Ehrenhof, © Düsseldorf Tourismus

Ehrenhof, © Düsseldorf Tourismus

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K20, Foto: Sebastian Drueen

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K20, Foto: Sebastian Drueen


Dieser Text wurde gekürzt. Den ganzen Beitrag lesen Sie in unserer Frühlingsausgabe

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