Starker Auftritt

ART BASEL HONG KONG 2024

Courtesy of Art Basel

Die 11. Ausgabe der Art Basel im Hong Kong Convention and Exhibition Centre (HKCEC) fand vom 28. bis 30. März 2024 statt. Neben einer starken Präsenz von Galerien aus der Sonderverwaltungsregion Hongkong, dem chinesischen Festland, Südkorea, Japan und Taiwan waren auch namhafte Galerien aus Australien, Neuseeland, Indien vertreten. So brachte die Art Basel auch dieses Jahr wieder einen guten Überblick über die künstlerische Produktion im gesamten asiatisch-pazifischen Raum und punktete auch bei den Galerien aus Europa mit hoher Qualität. Insgesamt dominierte ein klassisches Programm: Malerei und Skulptur, wenig Fotografie. Dem Trend vieler Kunstmessen folgend, waren KI-Kunst und auch die Neue Medien kaum präsent.  Umso mehr punktete in diesem Bereich das Film-Programm, kuratiert vom Medienkünstler und Filmproduzenten Li Zhenhua.


„Es ist die umfangreichste Ausgabe seit 2019“, verkündet Noah Horowitz, CEO der Art Basel bei der Pressekonferenz. Insgesamt waren 242 Galerien aus 40 Ländern auf der Art Basel vertreten. Ein Anstieg von 37 Prozent, im Vergleich zu 2023, was die Messe wieder auf das Niveau vor der Covid-Pandemie brachte. Zahlreiche Neuzugänge aus dem asiatischen und europäischen Raum prägten die Messe, ebenso konnte man nahezu 70 Galerien gewinnen, die nach einer Unterbrechung wieder nach Hong Kong zurückkehrten, darunter so bekannte Namen wie Galerie Lelong & Co., Lisson Gallery, Galleria d'Arte Maggiore, Sprüth Magers,Galleria, Franco Noero oder Galerie Krinzinger aus Wien.

Investments in Kunst und Kultur

Zeitgleich mit der Art Basel fand in Hongkong erstmals das International Cultural Summit statt, zu dem Kunst- und Kulturverantwortliche, Kuratoren, Künstler und Museumsdirektoren aus der ganzen Welt eingeladen waren, die größte internationale Kulturkonferenz, die jemals in Hong Kong stattfand und von der West Kowloon Cultural District Authority (WKCDA) ausgerichtet wurde. Hier bemühte man sich vor allem die Stellung Hongkongs als Brücke zwischen Ost und West zu betonen bzw. als Türöffner zum pazifischen Raum. Als Ergebnis des Summits wurden zahlreiche Verträge zur internationalen Zusammenarbeit unterzeichnet, die den Austausch von Sammlungen, Ausstellungskooperationen sowie wissenschaftliche Zusammenarbeit umfassen. Ebenso investiert die Stadt viel Geld für den Ausbau des neuen Kulturbezirks in West Kowloon, wo bereits das M+ Museum und das Palace Museum ebenso wie das Xiqu Centre, eine Konzert- und Performancehalle, als Leuchttürme fertiggestellt sind. Weiter Bauten sind geplant. Man will mit den Ausbau der Museen als auch mit der Kunst im öffentlichen Raum sowohl das touristische, aber auch heimische Publikum ansprechen

Ansicht auf M+ Museum und Palace Museum in West Kowloon, Hong Kong. Foto: Noshoelaces 99/wikicommons

Ansicht auf M+ Museum und Palace Museum in West Kowloon, Hong Kong. Foto: Noshoelaces 99/wikicommons

Die Konkurrenz zu Seoul, das mit seiner Vielzahl an Privatmuseen und Galerieansiedlungen, auch befeuert durch die politischen Entwicklungen in Hongkong, in den letzten Jahren zum neuen Kunsthotspot in Asien avancierte, wird nicht offiziell angesprochen. Fragt man bei diversen informellen Meetings nach, so sind die Antworten der zuständigen Politik diplomatisch: man freut sich über die Konkurrenz, die beleben würde und insgesamt dem asiatischen Raum in der internationalen Präsenz im Bereich Kultur hilft, so der einhellige Tenor.

China als zweitgrößter Kunstmarktplatz der Welt

Was den Kunsthandel anbelangt, so hat sich China zum zweitgrößten Kunstmarkt der Welt entwickelt und scheint dem globalen Rückgang am Markt zu trotzen, wie Noah Horowitz vor der versammelten Presse den jüngst erschienen „Art Basel and UBS Global Art Market Report“ zitiert. „China konnte 2023 mit einem Wachstum von knapp 10 Prozent ein Marktvolumen von 12,2 Milliarden Dollar im Kunstmarkt erreichen, und Hongkong mit seiner Rückkehr zu den umfassenden Messe- und Ausstellungsprogrammen sorgt dabei für zusätzliche Impulse.“ Doch ob dieser Aufschwung anhält, ist aufgrund der immer stärkeren Rolle des Mainlands, sprich Chinas, sowie aufgrund der pessimistischen Wirtschaftsprognosen und der Entwicklung am chinesischen Immobilienmarkt fraglich und wird in der Szene durchaus diskutiert. Nur wenige Tage vor der Eröffnung der Art Basel wurde ein neues Gesetz zur nationalen Sicherheit verabschiedet, das das Territorium enger an das chinesische Festland bindet und neue Bedenken hinsichtlich der Zukunft Hongkongs als freies und offenes internationales Zentrum weckte

Die großen Galerien, wie Hauser & Wirth, David Zwirner, Gagosian, Pace, Axel Vervoordt, Whitecube, Massimo De Carlo, Perrotin sind nach wie vor stark präsent. Hauser & Wirth, ist im Jänner in größere Räume in der Queen's Road Central umgezogen, Pace eröffnete einen zweiten Standort in H Queens. Angelle Siyang-Le, Direktorin der Art Basel Hongkong ist daher überzeugt: „Als strategisch wichtiges kulturelles Zentrum in Asien und im asiatisch-pazifischen Raum spielt die Stadt mehr denn je eine wichtige Rolle bei der Überbrückung der sich entwickelnden Kunstlandschaft in den verschiedenen Regionen.“ Und auch UBS als Global Lead Partner der Art Basel gibt sich bei der Eröffnung zuversichtlich und setzt wirtschaftlich mehr denn je auf den asiatischen Raum. Starken Rückenwind erhofft sich die UBS auch vom demografischen Wandel. So zeigt man sich erfreut über eine jüngere Generation an Sammlern, die so Angelle Siyang-Le „die Community der Kunstszene wohltuend erweitert hat.“ Doch waren 2024 die Besucherzahl rückläufig, wie artsy.net berichtete:  "75.000 Besucher, gegenüber 86.000 im Jahr 2023. Die VIP-Tage waren im Vergleich zu früheren Ausgaben deutlich weniger überfüllt, was den Besuchern ein entspannteres Erlebnis bescherte. Man sah weniger amerikanische und europäische Sammler und Berater, dafür jedoch eine stärkere Präsenz aus Australien, China und Korea."

 

Art Basel Hong Kong 2024, Courtesy of Art Basel

Art Basel Hong Kong 2024, Courtesy of Art Basel

Art Basel Hong Kong – Sondersektionen
Neben dem Mainsektor war die Art Basel Hongkong noch in die Sektoren Kabinett, Insights, Discoveries und Encounters unterteilt, die unterschiedliche Schwerpunkte boten. Hervorzuheben ist hier vor allem die Sektion „Encounters“ – ein Bereich für große Installationen, die von der australischen, international umtriebigen Alexie Glass-Kantor kuratiert wurde. Einmal mehr bewies sie ihre Kenntnis der weitläufigen Kunstszene und präsentierte ein interessantes Portfolio an Künstlern. Darunter etwa die in Buenos Aires und London lebende Catalina Swinburn. Sie zeigte mit „No Land: The Water Ceremony, beeindruckende Objekte aus gewebten Landkarten oder Naminapu Maymuru-White, vertreten durch die Galerie Sullivan + Strumpf. Ihre Werke sind von historischer und fortdauernder Bedeutung als Mitglied des Maŋgalili-Clans und als australische zeitgenössische Künstlerin. Haeque Yang adaptierte die bereits bestehende Arbeit „Continent Spheres“ von 2020, 2022 für die Messehalle. Beeindruckend war auch die Tapisserie der philippinischen Künstlerin Patricia Perez Eustaquio „White Lies“ von 2023. Eine Arbeit, die digitale Technik, Vintage-Fotografie und Handwerk kongenial verbindet.

Foto: PARNASS

Foto: Courtesy Art Basel

Foto: PARNASS

Foto: Courtesy Art Basel

In der Sektion Discoveries sind aufgefallen: Die New Yorker Künstlerin Antonia Kuo (Chapter, NY) die sich mit der Erweiterung des fotografischen Mediums auseinandersetzt. Ihre „fotochemischen Gemälden" die aus mehreren Schichten bestehen, ergänzt sie mit Keramikskulpturen. Die kongeniale, humorvolle Videoarbeit des Japaners Fuyuhiko Takata, bei Waitingroom aus Toyko, die erstmals bei der Art Basel präsent war, ebenso wie die deutsche Galerie Zink. Sie zeigte einen neuen und sehr poetischen Film der vietnamesischen Künstlerin Thao Nguyen Phan. Die 1987 geborene Multimedia Künstlerin reüssierte in den letzten Jahren mit Ausstellungen in der Tate Modern London, auf der Biennale in Venedig und setzte 2023 mit der großen Einzelschau in Mailands Hangar Bicocca einen weiteren überzeugenden Schritt.

Antonia Kuo (Chapter, NY), Courtesy Art Basel

Antonia Kuo (Chapter, NY), Courtesy Art Basel 

Ebenso in diesem Sektor war aus Österreich die Galerie Layr mit neuen Arbeiten von Dominique Knowles (*1996 Nassau) vertreten.Die Galerie freute sich über ein überwältigendes positives Feedback, was einen vielversprechenden Start für die kommenden Projekte des Künstlers in Asien markiert. Darunter fällt auch seine Teilnahme an der Gwangju Biennale in Südkorea in diesem Jahr. Das Video von Cécile B. Evan, ebenfalls vertreten von Layr "Reality or Not" wurde für das Kurzfilmprogramm ausgewählt.Im Vorfeld der nächsten Ausgabe der Art Basel Hongkong wurde angekündigt, dass ab 2025 mit dem MGM Discoveries Art Prize ein neuer Preis für diese Sektion vergeben wird. 


In der Sektion Insights ist aufgefallen: Junko Oki (*1963, Japan) bei Kosaku Kanechika, Toyko, und in der Sektion Kabinett Katinka Bock bei Jocelyn Wolff, Paris und Park Seo-Bos (1931–2023) subtile Graffitarbeiten bei Johyun Gallery aus Busan. 

Dominique Knowles, Layr, Courtesy Art Basel

Dominique Knowles, Layr, Courtesy Art Basel

Österreichische Galerien auf der Art Basel Hong Kong 2024

Neben der bereits erwähnten Präsenz von Layr waren auf der Art Basel aus Österreich noch Ursula Krinzinger, die Galerie nächst St. Stephan-Rosemarie Schwarzwälder, Thaddaeus Ropac sowie aus Zürich und Wien Eva Presenhuber vertreten. Galerie Krinzinger zeigte eine Auswahl aus ihrem Portfolio mit Marina Abramović, Eva Schlegel, Brigitte Kowanz, Jannis Varelas, Monica Bonvicini bis hin zu Hans Secundino Hernández und Christian Eisenberger. Aufgefallen ist eine schöne Papierarbeit von Martha Jungwirth von 2009 um € 140.000 und kleine neue Arbeit des jungen Künstlers Christian Rothwangl, der kürzlich am Artist in Residenceprogramm der Galerie in Ungarn teilnahm und um erschwingliche € 1.200 angeboten wurde. Noch, denn die Galerie wird ihn nun auch auf der Art Düsseldorf zeigen und Rothwangl erfreut sich auch in Österreich an einem wachsenden Sammlerinteresse. Rosemarie Schwarzwälder punktete mit einem gut gehängten Stand mit Werken unter anderen von Jongsuk Yoon, Daniel Knorr, Miao Ying, Katharina Grosse oder Luisa Kasalicky und Herbert Brandl. Seine zwei sensationell gemalten Tigerköpfe von 2024 gingen gleich bei der Preview in eine deutsche Sammlung. Eine große Arbeit von Daniel Knorr blieb in Hong Kong, ebenso konnte die Galerie bereits am ersten Tag Sammler für Katharina Grosse aber auch Luisa Kasalicky begeistern. Thaddaeus Ropac zeigte eine große Arbeit von Martha Jungwirth „Ohne Titel“ von 2023, die für € 450.000 verkauft wurde.Ebenso war die Galerie erfolgreich mit Werken von Tony Cragg, „Incident Solo“ (2023) wurde für € 725.000 und auch andere Werke etwa von von Lisa Brice, Lee Bul oder Megan Rooney fanden neue Besitzer.

Herbert Brandl, Untitled, 2024, Galerie nächst St. Stephan - Rosemarie Schwarzwälder, Courtesy Art Basel

Herbert Brandl, Untitled, 2024, Galerie nächst St. Stephan - Rosemarie Schwarzwälder, Courtesy Art Basel

Galerie Krinzinger Art Basel Hong Kong 2024, Foto: Courtesy Galerie Krinzinger

Galerie Krinzinger Art Basel Hong Kong 2024, Foto: Courtesy Galerie Krinzinger

Galerie Krinzinger Art Basel Hong Kong 2024, Foto: Courtesy Galerie Krinzinger

Galerie Thaddaeus Ropac, Foto: PARNASS

Galerie Thaddaeus Ropac, Foto: PARNASS

Sales auf der Art Basel 

Nicht alle Galerien schlossen zufrieden mit der Art Basel ab. Doch insgesamt berichtet etwa die in Hongkong und Shanghai präsente Pearl Leam Gallery in The Art Newspaper über die wachsende Sammlerschaft der jungen Generation, die vielfach am Finanz- Immobilienmarkt und Technologiesektor tätig ist und über ein gutes Einkommen verfügt. "Buying art is so fashionable in China now. Once everyone here played golf, now the buy art. We have to transform the fashion into passion." Pearl Lam verkaufte Arbeiten von Maggi Hambling, die sie auch in ihrer Galerie in Hongkong mit einer Einzelausstellung zeigten, Werke von Jana Benites und Antony Micallef zwischen USD 25.000 und USD 180.000, wie Lisa Movius von The Art Newspaper berichtete. Sie jungen Sammler kaufen in einem Preissegment zwischen USD 50.000 und USD 1 Million und nicht  ur asiatiasche sondern auch internationale Kunst und auch Künstler älterer Generationen, wie die Art Advisor Shana Wu im Interview mit Movius erläutert. 

Ebenso waren einige andere Galerien während der VIP-Preview bereit sehr erfolgreich. Doch die Top Sales machten laut der Aufstellung von artsy.net einmal mehr die sogenannten "major blue chip galleries" Hauser & Wirth verbuchte am ersten VIP-Tag mit Willem de Koonigs „Untitled III“ von 1986, das für USD 9 Millionen verkauft wurde, den Top Sale der Messe, weiters ging Philip Gustons „The Desire“ (1978) für USD 8, 5 Millionen an eine Privatsammlung in Asien, Georgs Condos „Escaping Figures“ von 1998 wurde um USD 850.000 verkauft, Avery Singers „Pooper“ eine neue Arbeit von 2024 um USD 800.000 und Maria Lassnigs  „Heimliche Liebe / Couple im Gespräch", von 1995 um USD 700.000, um nur einige der Verkäufe der Galerie zu nennen. Sprüth Magers konnte Georges Condos „Constructed Femal Portrait” von 2024 mit über USD 2 Millionen verkaufen, ebenso war man erfolgreich mit einer Reihe andere Werke, darunter von Jenny Holzer oder Thea Djordjadze, deren im Vorjahr entstandene Arbeit „Untitled“ für USD 45,200 verkauft wurde. Lehmann Maupin berichtete über den Verkauf von Werken von Kim Yun Shin an Sammler aus Südkorea. Weitere Sales finden sie hier.

 

 

George Condo, „Constructed Femal Portrait”, Sprüth Magers, Art Basel Hong Kong 2024, Foto: PARNASS

George Condo, „Constructed Femal Portrait”, Sprüth Magers, Art Basel Hong Kong 2024, Foto: PARNASS

Public Program
Die Art Basel Hong Kong bot neben der Messe ein sehenswertes öffentliches Programm, das sich über ganz Hongkong erstreckte und in Zusammenarbeit mit den Institutionen der Stadt, darunter M+ und Tai Kwun, sowie mit den gemeinnützigen Kunsträumen wie Para Site und Asia Art Archive realisiert wurde. Sensationell war der neue Film „Sparrow on the Sea“, des chinesischen Künstlers und Yang Fudong, der an der ikonischen Fassade des M+  präsentiert wurde. Der in Hongkong gedrehte Film verwebt Motive und Texturen aus dem klassischen Hongkong-Kino der 1970er bis 1990er. Das Werk ist auch als kurzes Gedicht gedacht, das Momente aus der Vergangenheit und der Gegenwart Hongkongs miteinander verbindet und passenderweise einen Blick in eine unvorhersehbare Zukunft wirft.

Yang Fudong, Sparrow on the Sea, M+, Foto: PARNASS

Yang Fudong, Sparrow on the Sea, M+, Foto: PARNASS

Atelier Sisu, West Kowloon Art District, 2024, Foto: PARNASS

Atelier Sisu, West Kowloon Art District, 2024, Foto: PARNASS

Atelier Sisu, West Kowloon Art District, 2024, Foto: PARNASS

Atelier Sisu, West Kowloon Art District, 2024, Foto: PARNASS

teamLab, Continuous, art@harbour 2024, Foto: PARNASS

teamLab, Continuous, art@harbour 2024, Foto: PARNASS

Alicja Kwade, K11 Art Foundation, Foto: PARNASS

Alicja Kwade, K11 Art Foundation, Foto: PARNASS

Erwin Wurm, K11 Art Foundation, Foto: PARNASS

Erwin Wurm,  K11 Art Foundation, Foto: PARNASS

art@harbour 2024, Foto: PARNASS

Sino Group, Chromaflux, art@harbour 2024, Foto: PARNASS

Sino Group, Chromaflux, art@harbour 2024, Foto: PARNASS

Sino Group, Chromaflux, art@harbour 2024, Foto: PARNASS

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